Der Braindrain in der Türkei

Susanne Klaiber (2018) ‘Wie Diktaturen dumm werden: Der Braindrain in der Türkei,’ Huffington Post/Focus, September 26. Full Text

Excerpt: Hakkı Taş, Türkei-Spezialist des Giga-Instituts in Hamburg, sieht einen “massiven intellektuellen Exodus” von Akademikern, Lehrern, Doktoren, Ingenieuren. “Die Türkei verliert die Crème de la Crème ihres gut ausgebildeten Humankapitals.” […] Die Experten sind sich nicht ganz einig, wie sehr die Abwanderung dem Wissenschaftsbetrieb geschadet hat. Aydın sind keine “massiven Funktionsstörungen”bekannt, etwa, dass Lehrpläne wegen des Mangels an Hochschullehrern nicht eingehalten werden konnten. Taş, Experte vom Giga-Instituts, dagegen berichtet der HuffPost, viele Lehrstühle seien heute funktionsunfähig. […] Laut Taş geht das sogar soweit, dass Wissenschaftler Forschungsergebnisse in Ungnade gefallener Kollegen nicht mehr zitieren dürfen, wenn sie nicht selbst unter Terrorverdacht geraten wollen. Was jetzt kaputt gemacht wird, warnt Taş, wird den Türken mittel- und langfristig auf die Füße fallen. Es ist nicht das erste Mal, dass türkische Wissenschaftler ihr Heil im Ausland suchen. Nach dem Militärputsch in den 1980ern sei das schon einmal passiert, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie heute, sagt Taş. Mit den zunehmend besseren Bedingungen kamen dann viele wieder zurück, die Zahl der Universitäten stieg von 76 in 2002 auf 178 in 2016. “Sogar in abgelegenen anatolischen Universitäten konnte man Akademiker finden, die an amerikanischen oder europäischen Top-Universitäten promoviert hatten”, sagt Taş.

Painting: Cueva de las Manos, Argentina

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